Deportationswelle von Ludwigshafen, Ludwigshafen a. Rhein (Pfalz), Bayern, Deutsches Reich nach Gurs, Lager, Frankreich am 22/10/1940

Transport
Departure Date 22/10/1940
In seinen nach dem Krieg aufgezeichneten Memoiren erinnerte sich der ehemalige Präsident der jüdischen Gemeinde Mannheim, Eugen Neter, dass sich gegen Mitte Oktober 1940 Gerüchte über eine bevorstehende Aktion gegen die örtlichen Juden ausbreiteten. Seine Erkundigungen in dieser Sache seien jedoch ergebnislos geblieben. Neter berichtete, dass er den Ernst der Lage erst realisierte, als die jüdischen Arbeiter ihm am 21. Oktober mitteilten, dass man ihnen auf Anordnung der politischen Stellen die Papiere ausgehändigte habe. Kurz zuvor hatten alle bei der Deportation in der Pfalz eingesetzten Mitglieder des öffentlichen Dienstes ein Merkblatt mit Richtlinien erhalten. Das Schreiben stammte angesichts der Ähnlichkeit mit den bei späteren Deportationen aus dem Reichsgebiet verschickten Richtlinien wahrscheinlich aus dem Eichmann-Referat. Es legte fest, welche Juden deportiert werden sollten und wer ausgenommen war, wo und wie die betroffenen Juden zu sammeln waren und welche Aufgaben den eingesetzten Polizeikräften zukamen. Es enthielt auch präzise Anweisungen darüber, welche Dinge die Deportierten mitnehmen durften: erlaubt war Gepäck bis 50kg, ein kompletter Satz Kleidung, eine Wolldecke, Verpflegung für mehrere Tage, Ess- und Trinkgeschirr, bis zu 100 Reichsmark sowie alle persönlichen Dokumente. Alle darüber hinausgehenden Wertsachen waren abzugeben. Das Schreiben legte auch fest, wie diese Dinge sichergestellt werden sollten, wie die Sicherung und Versiegelung der Wohnungen vorzunehmen war und dass die Deportierten korrekt zu behandeln seien. Die Deportation wurde am 22. und 23. Oktober, dem sechsten und siebten Tag des jüdischen Sukkot-Festes, durchgeführt. Ab den frühen Morgenstunden suchten Mitglieder von Gestapo und Schutzpolizei Wohnungen, Altersheime und Krankenhäuser auf und teilten den jüdischen Bewohnern mit, dass sie deportiert würden. Die Deportierten wurden darüber unterrichtet, was sie mitnehmen dürften und man gab ihnen zwischen 15 Minuten und 2 Stunden, um zu packen. Weitere Erklärungen gab es in den meisten Fällen nicht, weshalb die meisten Betroffenen nicht einmal wussten, wohin man sie bringen würde. Fast alle von ihnen waren von der Aktion völlig überrascht worden. In ihrer Verzweiflung wählten dutzende der betroffenen Menschen den Freitod....
Overview
    Anzahl der Transporte im Ereignis : 2
    Anzahl der Deportierten beim Abtransport : 826,
    Anzahl der Deportierten bei der Ankunft : 826,
    Date of Departure : 22/10/1940
    Ankunftsdatum :
    Artikel ID : 11290297