Transport von Wien, Wien, Österreich nach Nisko, Nisko, Lwow, Polen am 20/10/1939

Transport
Departure Date 20/10/1939 Arrival Date 23/10/1939
Saal des Gemeindehauses, Seitenstettengasse 4, Wien 1
Wien, Aspangbahnhof
Personenzug
Am 10. Oktober 1939 befahl die Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Wien Dr. Löwenherz, dem Direktor der Israelitischen Kultusgemeinde, innerhalb von drei Tagen eine Liste mit den Namen von Juden zu erstellen, die nach Polen ausgewiesen werden sollten. Die Liste enthielt 1.000 bis 1.200 Namen arbeitsfähiger jüdischer Handwerker unter 55 Jahren. Unter ihnen waren auch Kandidaten zur Auswanderung nach Palästina, deren Abreise sich verzögert hatte, Angehörige der Bewegung "Maccabi Zair", die nach Bolivien gehen wollten, jüdische Häftlinge, die aus den Konzentrationslagern Dachau und Buchenwald unter der Bedingung entlassen worden waren, innerhalb kurzer Zeit auszuwandern sowie staatenlose Juden. Jeder Deportierte musste fünf Reichsmark zur Begleichung der Transportkosten zahlen. Die Leitung der Kultusgemeinde wurde verpflichtet, Werkzeuge und Lebensmittel für vier Wochen, zehn Ärzte mit entsprechender Ausrüstung und zehn Personen mit "Organisationstalent", die den Transport begleiten sollten, zur Verfügung zu stellen. Jeder Deportierte durfte 300 Reichsmark sowie persönliches Gepäck bis zu 50 Kilogramm mitnehmen.
Eichmann versicherte Dr. Löwenherz, dass die Aktion "human" verlaufen werde. Die Deportierten würden lediglich den Grundstein für eine Siedlung legen, die dann von ihnen folgenden Juden genutzt werden könne. Dort, in dem Gebiet zwischen den Flüssen San, Bug und Weichsel, würden Juden eine neue Existenz, eine autonome Siedlung erhalten, in der sie frei von den Einschränkungen des Dritten Reichs leben könnten. Eichmanns Stellvertreter, SS-Obersturmbannführer Rolf Günther, erklärte auf dem Bahnhof zynisch, dass ihm die Leute auf diesem Transport "noch dankbar sein" würden.
Am 20. Oktober 1939 fuhr der Transport mit 912 Männern (In den Planungen waren noch 1005 Namen genannt worden) um 22.00 Uhr vom Wiener Aspangbahnhof ab und traf am 23. Oktober um 6.00 Uhr früh im polnischen Nisko in der Woiwodschaft Lublin ein. Das Durchschnittsalter auf diesem Transport betrug 41 Jahre. Vier der Deportierten waren älter als 61. 34 bewaffnete Schutzpolizisten unter dem Kommando eines Polizeioffiziers namens Laude bewachten den Zug während der Fahrt. Unterwegs hielt der Zug in Mährisch Ostrau (Moravska Ostrava). Dort durften die Deportierten unter polizeilicher Aufsicht Wasser trinken. Um 9.55 Uhr setzte der Zug seine Fahrt über Jaroslaw, Katowice (Kattowitz), Tarnow und Krakow fort. In Katowice wurde das Geld der Deportierten in Landeswährung umgetauscht; jeder Deportierte erhielt eine Summe von 800 Zloty....
Wilhelm Korn - deported from Vienna to Nisko on 20/10/1939