Transport von Hannover, Hannover (Hannover), Hannover, Deutsches Reich nach Riga, Getto, Lettland am 15/12/1941

Transport
Departure Date 15/12/1941

Der erste Transport aus Hannover, der die Stadt am 15. Dezember 1941 mit Fahrtziel Riga verließ, war ursprünglich bereits für Mitte November geplant gewesen. An Bord befanden sich 1001 Männer, Frauen und Kinder, die fast ausschließlich aus dem Stadtgebiet selbst stammten. Sie wurden im Verlauf mehrerer Tage zunächst in die Gartenbauschule in Ahlem überführt, die von der Gestapo zum Sammellager umfunktioniert worden war. Etwa einen Monat vor der Deportation hatten die Betroffenen eine Benachrichtigung erhalten, in der ihnen die bei Transporten aus dem Reichsgebiet üblichen Anweisungen – insbesondere die Gepäckbeschränkung auf 50 kg, erteilt wurden. Zu den übersandten Dokumenten gehörte auch eine achtseitige Vermögenserklärung, die für jeden zu Deportierenden – auch für die Kinder - genauestens ausgefüllt werden musste. Der Abtransport ins Sammellager begann am 10. Dezember mit den wenigen Betroffenen, die noch nicht in den sogenannten Judenhäusern zusammengefasst gewesen waren. In diesen hatte man die Mehrheit der hannoverschen Juden seit der Anfang September 1941 durchgeführten „Aktion Lauterbacher“ zwangsweise untergebracht. Auch die Betroffenen aus den Judenhäusern wurden wenig später nach Ahlem überführt. Bei der Ankunft wurden die Juden und ihr Gepäck durchsucht, was oft in einer erniedrigenden Weise geschah und nicht selten von gewaltsamen Übergriffen begleitet wurde. Eine der Deportierten, Lore Oppenheimer (nee Pels) schilderte den Ablauf in ihrem nach der Befreiung niedergeschriebenen Tagebuch: „Zum Schluß werden wir alle abgeholt mit grünen Polizeiautos. Wie Schwerverbrecher werden wir zur Gartenbauschule Ahlem gebracht, welches die sogenannte Sammelstelle war. Dort werden wir in eine Turnhalle geführt, wo jeder eine Nummer erhält. Danach wurden Koffer und Rucksäcke kontrolliert und als Großgepäck abgegeben. Dann standen wir dort bis in die Nacht hinein und warteten mit unserem Kleingepäck wie Handtaschen und Decken, bis wir weiter kontrolliert wurden. Als wir nach vielem Warten endlich an die Reihe kamen, nahm man uns als erstes sämtlichen Schmuck, auch eine lumpige, billige Holzbrosche. Dann wurde das Kleingepäck kontrolliert, wovon man Dinge wie Stricknadeln, Messer (Bestecke), Butter, Wurst, teils sogar Brot, fortnahm. Nachdem wir mit unseren halb leeren Taschen zurückgezogen sind, kam die sogenannte Leibeskontrolle. Nachdem das erledigt war, zogen wir wie die ärmsten Bettler zu unserem angewiesenen Lager.“ In der Gartenbauschule hatte die Gestapo nur unzureichende Vorkehrungen für den Transport getroffen, weshalb es zu chaotischen Zuständen kam. Die zunächst zur Unterbringung genutzte Turnhalle war schnell überfüllt, sodass man begann, alle verfügbaren Räumlichkeiten, selbst die Gewächshäuser, als Ausweichquartiere zu nutzen. Das kalte, regnerische Wetter verschlimmerte die Lage noch zusätzlich. Die Durchsuchung der Juden und ihres Gepäcks hingegen wurde geradezu pedantisch genau durchgeführt. So beschlagnahmte die Gestapo selbst die Eheringe der Deportierten. Im Fall der Transporte aus dem Reich – und auch im Fall aller folgenden Transporte aus Hannover – war dies der normalerweise der einzige Wertgegenstand, den man ihnen beließ. Das Chaos im Sammellager führte wenig später zur Ablösung des für die Organisation zuständigen Kriminalkommissars Ernst Avemarg, den man ins besetzte Frankreich versetzte. Die Organisation der folgenden Transporte übernahm sein Nachfolger Christian Heinrichsmeier. Am 15. Dezember mussten die betroffenen Juden Lastwagen besteigen, mit dem sie zum Bahnhof Fischerhof in einem Industriegebiet des Stadtteils Linden gefahren wurden. Dort wartete ein Personenzug auf sie, der von der Reichsbahn zu diesem Zweck bereitgestellt worden war. Das Ziel der Fahrt war den Betroffenen nicht bekannt. Die Fahrt nach Riga dauerte drei Tage. Die Deportierten trafen bei strengem Frost auf dem am Stadtrand gelegenen Güterbahnhof Skirotava ein. Bei Verlassen des Zugs wurde ihnen in der Regel mitgeteilt, dass ihr Gepäck an ihren künftigen Wohnort im Ghetto gebracht werde. In Wirklichkeit betraten nicht alle Betroffenen das Ghetto Riga, und auch ihr Gepäck wurde niemals dorthin gebracht. Ein Teil der Deportierten wurde bei der Ankunft in Skirotava ausselektiert und in Gaswagen erstickt oder in den Wald von Rumbula gebracht, wo man sie erschoss. Von den mit der zweiten Transportwelle angekommenen Juden, die es ins Ghetto schafften, wurden Anfang Februar 1942 und Anfang April 1942 weitere 4400 Personen ausselektiert und im Rahmen der „Aktion Dünamünde“ ermordet. Die verbleibenden Insassen mussten unter unmenschlichen Bedingungen Zwangsarbeit leisten. Im Herbst 1943 erging der Befehl zur Auflösung des Ghettos. 2000-2500 der Bewohner, zumeist Kinder sowie die verbliebenen Alten und die Kranken wurden von den Nazis mit zwei Transporten nach Auschwitz gebracht, wo man fast alle gleich nach der Ankunft vergaste. Ab August 1944 deportierte man alle in der Gegend verbliebenen Juden zunächst ins KZ Stutthof und verteilte die meisten wenig später auf Zwangsarbeitslager im Reichsgebiet. Der Riga-Transport vom 15.12.1941 war nur der Erste von insgesamt acht Transporten aus Hannover, aber er traf die jüdische Gemeinde der Stadt am härtesten. Sie verlor mit einem Schlag fast zwei Drittel ihrer Mitglieder, darunter auch mehr als 100 Kinder. Nur 68 Juden aus diesem Transport überlebten bis zur Befreiung.

Overview
    Anzahl der Transporte im Ereignis : 1
    Anzahl der Deportierten beim Abtransport : 1001,
    Anzahl der Deportierten bei der Ankunft : 1001,
    Date of Departure : 15/12/1941
    Ankunftsdatum :
    Artikel ID : 5093577