Transport I/6 von Berlin, Berlin (Berlin), Stadt Berlin, Deutsches Reich nach Theresienstadt, Getto, Tschechoslowakei am 12/06/1942

Dieser Transport fuhr am 12. Juni 1942 vom Anhalter Bahnhof ab und kam am frühen Abend desselben Tages in Theresienstadt an. Der Transport bestand aus 50 Juden, darunter 38 Frauen und 12 Männer. Das Durchschnittsalter der Deportierten betrug 75,2 Jahre. Der Jüngste der Deportierten war 63 Jahre alt und der Älteste war eine 88jährige Frau. 46 der Deportierten waren im Alter zwischen 61 und 85 Jahren. Vier waren über 85 Jahre alt.
Den zur Deportation eingeteilten Juden wurde befohlen, selbst im Sammellager Grosse Hamburger Strasse zu erscheinen oder sie wurden von der Gestapo aus ihren Wohnungen geholt. In der Regel erschienen einige Gestapomänner, Mitglieder des Judenreferates, um die zur Deportation bestimmten Juden in ihren Häusern festzunehmen. Die Juden mussten vor ihrer Deportation alle Steuern und Abgaben bezahlt haben und ihre Wohnungen sauber übergeben. Das Gepäck und die Wohnung wurde von den Gestapoleuten durchsucht, wobei oft Wertgegenstände konfisziert wurden. Anschliessend wurden die Wohnungen versiegelt. Die Gestapomänner wurden von jüdischen Aufsehern begleitet, welche den zur Deportation eingeteilten Juden beim Verpacken und Tragen ihrer Habseligkeiten halfen. In Lastwagen wurden die Juden zum Sammellager gefahren. Dies fand für gewöhnlich einen Tag vor der Deportation statt. Im Sammellager wurden die Juden gezwungen, eine Erklärung zu unterzeichnen, in der sie den Staat zum Einzug ihres Vermögens bevollmächtigten.
Auf diesem Transport war Heinrich Stahl (geb. 13 April 1868 in Berlin-Rudow – gest. 1942), bis 1940 Vorsitzender der Berliner Jüdischen Gemeinde. Bis zu seiner Deportation lebte er in Berlin-Schöneberg. Er war Direktor der Victoria-Versicherung. Stahl wurde 1933 zum Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde gewählt. 1940 trat er von seinem Amt zurück und bewarb sich um eine Ausreisegenehmigung, aber die Behörden verweigerten die Ausstellung eines Reisepasses. Er wurde von der Polizei observiert und bis zu seiner Deportation war es ihm verboten, in jüdischen Angelegenheiten tätig zu sein. Er und seine Frau wurden nach Theresienstadt deportiert, wo er dem jüdischen Ältestenrat des Ghettos beitrat. Er arbeitete dort mit vollem Einsatz, bis er an einer Lungenentzündung erkrankte und am 4. November 1942 im Alter von 74 Jahren starb....