Am 19. Januar wurden alle Deportierten vom Sammellager zum Bahnhof Grunewald gebracht. Die nicht Gehfähigen wurden auf Lastwägen dorthin gebracht, während die anderen ca. sieben Kilometer durch die Stadt gehen mussten. Am Bahnhof standen von der Gestapo bestellte und von der Reichsbahn bereitgestellte geschlossene Güterwagen bereit und den Deportierten wurde befohlen einzusteigen. Dieser Transport fuhr am selben Tag ab. Es war der Neunte von über 60 Transporten aus Berlin in den Osten (Osttransport), in denen insgesamt über 35.000 Juden aus Berlin in die Ghettos und Vernichtungslager in Osteuropa deportiert wurden. Er bestand aus 995 – 1.002 Männern, Frauen und Kindern, die hauptsächlich aus Berlin selbst kamen. An Bord waren auch fünf bis dahin inhaftierte Juden sowie viele ältere und kranke Personen. Das Durchschnittsalter der Deportierten betrug 55 Jahre, unter ihnen waren auch 40 Kinder unter 15 Jahren. Während der Fahrt wurden die Juden von einem Wachkommando der Schutzpolizei bewacht. Das Ziel wurde ihnen nicht mitgeteilt und nach drei Tagen in überfüllten Waggons kamen sie am 23. Januar bei strengem Frost am Bahnhof Skirotava am Stadtrand von Riga an. Bei Verlassen des Zugs wurde ihnen in der Regel mitgeteilt, dass ihr Gepäck an ihren künftigen Wohnort im Ghetto gebracht werde.
In Wirklichkeit betraten nicht alle Betroffenen das Ghetto Riga, und auch ihr Gepäck wurde niemals dorthin gebracht. Ein Teil der Deportierten wurde bei der Ankunft in Skirotava ausselektiert und in Gaswagen erstickt oder in den Wald von Rumbula gebracht, wo man sie erschoss. Anfang Februar 1942 und Anfang April 1942 wurden 4.400 Personen, die es ins Ghetto schafften, ausselektiert und im Rahmen der „Aktion Dünamünde“ ermordet. Die verbleibenden Insassen mussten unter unmenschlichen Bedingungen Zwangsarbeit leisten. Im Herbst 1943 erging der Befehl zur Auflösung des Ghettos. 2.000 – 2.500 der Bewohner, zumeist Kinder sowie die verbliebenen Alten und die Kranken wurden mit dem Zug nach Auschwitz gebracht, wo man fast alle gleich nach der Ankunft vergaste. Ab August 1944 deportierte man alle in der Gegend verbliebenen Juden zunächst ins KZ Stutthof und verteilte die meisten wenig später auf Zwangsarbeitslager im Reichsgebiet.
Ein Einsatzkommandoreport vom 2. Februar 1942 beschreibt im Allgemeinen, wie es den jüdischen Deportierten aus Deutschland erging:...