Transport E2 von Mechelen nach Vittel fuhr am 20. Juni 1944 ab und beförderte 43 Deportierte (19 Männer und 24 Frauen). Es war der drittkleinste Transport, der Mechelen verließ. Er umfasste lediglich Juden, die als „Grenzfälle“ eingestuft waren. Ihre Identität, insbesondere ihr Status in Bezug auf Nationalität und Deportation, bedurfte weiterer Überprüfung. Aus diesem Grund legte die Lagerregistratur keine Nummer an, sondern wählte den Buchstaben „E“ für „Entscheidungsfälle“. Anders als die meisten der anderen Inhaftierten, die sich nur für wenige Tage in Mechelen aufhielten, blieben die „E-Juden“ wochen- oder monatelang dort. Transport E2 traf noch am selben Tag im etwa 500 km entfernten Vittel ein. Die Juden aus Mechelen wurden unter Hausarrest gestellt, konnten sich jedoch innerhalb des Geländes frei bewegen.
Transport E2 (wie auch Transport E1) umfasste britische und US-amerikanische Staatsbürger, aber auch Juden aus lateinamerikanischen Staaten sowie deutsche und polnische Staatsangehörige mit „promesas“, das heißt Einreisevisen verschiedener süd und mittelamerikanischer Länder.
Hannah Magnus, geb. Rothschild, stammte ursprünglich aus Hamburg und war mit ihren Eltern und Geschwistern nach Belgien emigriert. Am 28. März 1944 wurde sie, im Alter von 15 Jahren, gemeinsam mit ihrer Mutter in Löwen verhaftet und am nächsten Tag nach Mechelen gebracht. Man behandelte sie als Grenzfall, da ihre Mutter sich als haitianische Staatsangehörige ausweisen konnte. In ihrer Zeugenaussage nach dem Krieg berichtet Hannah Magnus: „Am 20. Juni gab es einen Appell für die 'E-Fälle‘. Alle Ausländer wurden gerufen. Wir erfuhren vom Lagerkommandanten, dass wir in ein Internierungslager gehen würden, aber wo sagte er uns nicht. Mutter fragte dann einen Angestellten in Mechelen, und hörte so von Bergen-Belsen und Vittel. Kommandant Johannes Frank erkundigte sich bei jedem, ob er irgendwelche Fragen habe. Meine Mutter wollte daraufhin wissen, ob es möglich sei, ihre drei anderen Kinder mit auf den Transport zu nehmen. Sie waren in ein Brüsseler Kinderheim der AJB gebracht worden. Frank willigte ein und fügte dann hinzu, es sei ohnehin besser, dass die Kinder sich ihrer Mutter auf diesem Transport anschlössen als nach Mechelen verfrachtet zu werden, da dieses Lager 'kein Ort für Kinder' sei. Schließlich meinte Frank noch, er hoffe, sie würden sich an ihn als die „Mutter von Mechelen“ erinnern. Als der Zug in Brüssel hielt, warteten dort bereits die Kinder, um sich dem Transport anzuschließen."...
BdS Belgien und Nordfrankreich - Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD für den Bereich des Militärbefehlshabers in Belgien und Nordfrankreich in Brüssel