Transport XI verließ Mechelen am 26. September, dem ersten Tag von Sukkot, dem jüdischen Laubhüttenfest. Er beförderte 1742 Deportierte (793 Männer und 949 Frauen) Es war der erste Transport, nachdem das RSHA die Deportationszahlen für Belgien auf 20 000 hochgeschraubt hatte und auf eine gesteigerte Deportationsquote bis Ende Oktober gedrängt hatte. Dieser Zeitplan war das Ergebnis eines Treffens zwischen den Judenreferaten aller besetzten Staaten und Adolf Eichmann samt seinem Stab am 28. August in Berlin. Eichmann gab bekannt, dass ursprünglich geplant war, alle verbliebenen staatenlosen Juden eines jeden Landes bis zum Ende des Jahres zu deportieren. Da die Reichbahn allerdings in den Monaten November, Dezember und Januar nicht in der Lage sei, die erforderlichen Transportmittel bereitzustellen, müsse diese Deportationswelle bereits Ende Oktober abgeschlossen sein.
Transport XI war der größte Transport von Mechelen nach Auschwitz; an Bord befanden sich auch 467 Kinder unter 15 Jahren. Er wurde zwischen dem 16. und 25. September zusammengestellt und bestand hauptsächlich aus Deportierten der groß angelegten Sipo-SD-Aktion in Antwerpen, die das Ende der Massenverhaftungen markierte. Die Razzia vom 11. und 12. September, die sowohl nachts als auch am hellichten Tag durchgeführt wurde, rief großen Protest in Teilen der Öffentlichkeit und innerhalb der belgischen Polizei gegen Polizeichef Jozef De Potter und Druck gegen die Durchführung weiterer Razzien hervor. Infolgedessen änderten die Deutschen ihre Strategie. Sie appellierten an die flämisch-faschistischen Kollaborateure wie die Volksverwering (Volksabwehr) und die Algemene SS-Vlaanderen (Allgemeine SS Flandern), sich mehr in der Jagd auf Juden zu engagieren, während sie ihre Operationen gleichzeitig in verdeckter Weise fortsetzten.
SS-Oberscharführer Erich Holm, der Leiter des Antwerpener Judenreferats, und sein Stellvertreter, SS-Oberscharführer Karl Vierk, legten am 22. September eine Falle im Antwerpener Lebensmittelrationierungszentrum. Sie wussten, wann die Antwerpener Juden sich gemeinsam mit ihren nichtjüdischen Mitbürgern im Rathaus und mehreren früheren Gemeindezentren in den Stadtvierteln Borgerhout, Deurne und Berchem einfinden würden, um ihre Lebensmittelkarten zu erhalten. Unterstützt von der flämischen SS erschienen Holm und sein Stab inkognito und verhafteten diskret nach und nach jeden, der seine jüdischen Papiere vorzeigte. Auf diese Weise gelang es ihnen, eine große Zahl untergetauchter Juden aufzustöbern. Die Aktion dauerte drei Tage und verschaffte Holm 761 Juden für Transport XI. Ihnen wurde noch eine Gruppe von 57 Juden aus Lüttich und eine Gruppe von 27 Juden aus Charleroi hinzugefügt. Der Rest der Deportierten war einzeln oder in kleineren Gruppen festgenommen worden. Der jüngste Deportierte war neun Monate alt und der älteste 86....
BdS Belgien und Nordfrankreich - Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD für den Bereich des Militärbefehlshabers in Belgien und Nordfrankreich in Brüssel