Transport Ay von Theresienstadt, Getto, Tschechoslowakei nach unbekannter Ort am 17/05/1942

Der Transport nach Lublin (Transportnummer "Ay"), dessen Abfahrt vom Bahnhof Bohusovice (Bauschowitz) für den 17. Mai angesetzt wurde, war der dreizehnte Transport ab Januar 1942, der Theresienstadt "zur Umsiedlung" in den Osten verließ. Er ist das erste Mal in dem Sondertagesbefehl Nr. 124 erwähnt, den der Ältestenrat am 13. Mail 1942 veröffentlichte. Darin ist nur von einem "Ostentransport" die Rede. Im Ghetto wurden sie auch als "Polentransporte" bezeichnet. Fragen nach dem Bestimmungsort blieben unbeantwortet. Der Ältestenrat gab außerdem bekannt, dass sich dieser neue Transport vor allem aus dem am 15. Mai aus Prag eingehenden Transport "Au 1" zusammensetzen würde. Sonstige Betroffene würden am 16. Mai benachrichtigt werden. Transport "Au 1" fuhr tatsächlich am 15. Mai in Bauschowitz mit 1,000 Juden ein. Bereits kurz nach ihrer Ankunft wurden die Neuankömmlinge über den anstehenden Weitertransport informiert. Sie verbrachten die Wartezeit wie üblich in der "Schleuse", wie der Abfertigungsbereich genannt wurde (zu jenem Zeitpunkt hauptsächlich im Gebäudekomplex "Kavalier 8", zum Teil auch in der Magdeburger Kaserne). Einige der Deportierten wurden vor allem altersbedingt und aus gesundheitlichen Gründen ins Ghetto gelassen. Ihre Plätze nahmen Leute aus dem Ghetto ein. Tagesbefehl Nr. 128, der am 18. Mai bekanntgemacht wurde bestätigte, dass der Transport "Ay" am 17. Mai abging. Die Fahrtroute, sowie Informationen über die Geschehnisse unterwegs sind nicht dokumentiert. Es existieren auch keine Zeugenaussagen über die Ereignisse nach der Ankunft. Da im Totenbuch von Majdanek jedoch 146 Namen aus dem Transport "Ay" vermerkt sind, darf angenommen werden, dass diesen Transport dasselbe Schicksal ereilte wie der vorangegangene von Theresienstadt nach Lublin gelenkte Transport "Ax" am 9. Mai und der nachfolgende Transport "Az" am 25. Mai. Diese beiden Transporte wurden im Lubliner Hauptbahnhof von der SS und von ukrainischer Hilfspolizei unter der Leitung von Helmut Pohl aus dem Stabe Globocniks zur Selektion in Empfang genommen. Auch aus dem Transport "Ay" wurde vermutlich eine nicht näher bekannte Anzahl an männlichen, arbeitsfähigen Juden im Alter von 15 bis 50 herausgenommen und nach Majdanek verschleppt. Diese Vermutung wird auch gestützt durch Forschungsergebnisse der Historiker Tatiana Berenstein und Adam Rutkowski, denen zufolge die Nazis in den Monaten April und Mai 1942 rund 3,000 Juden aus den Theresienstadt-Transporten nach Majdanek brachten. Einer Studie der polnischen Historikerin Zofia Leszczynska zufolge sollen es 5,000 Deportierte aus Theresienstadt gewesen sein, die in fünf Transporten zwischen dem 20. April und dem 27. Mai entweder direkt oder über diverse Ghettos und Arbeitslager im Bezirk Lublin in den Bahnhof der Bezirkshauptstadt zur Selektion einfuhren. Jene Deportierten, die nach der jeweiligen Selektion nicht als arbeitsfähig galten, wurden entweder in ein Transitghetto gebracht oder sofort in das Vernichtungslager Sobibór. In einigen Quellen wird als Zielort ein Arbeitslager in der Umgebung von Lublin names "Zulia" genannt. (siehe etwa Polak und Lagus, p. 310 oder auch H.G. Adler, "Theresienstadt", p. 692). Der Ursprung dieser Information ist unbekannt. Ein polnisches Dorf namens Zulin im Landkreis Krasnystaw ließe zwar darauf schließen, dass es sich vielleicht um denselben Ort handelt. Er liegt 23 km von Chelm und 11 km vom benachbarten Rejowiec entfernt, das als Bestimmungsort für Transport "Ap" am 18. April diente. Es existieren jedoch weder Hinweise darauf, dass es hier ein Arbeitslager gab, noch sonstige Informationen, die darauf schließen ließen, dass Transport "Ay" nach Zulin beordert wurde....