Der erste Transport nach Zamość (Transportnummer "Ar") war der zehnte Transport ab Januar 1942, der Theresienstadt mit einem nicht näher spezifizierten Ziel im deutsch besetzten Osten (sogenannter Ostentransport) verließ. Er ist das erste Mal im Tagesbefehl Nr 109 erwähnt, den der Ältestenrat am 24. April 1942 veröffentlichte: "Laut Mitteilung des Herrn Lagerkommandanten, SS-Obersturmführer Dr. Seidl gehen am 25., 27., 28. und 30. April 1942 weitere Transporte nach dem Osten ab." Im darauffolgenden Tagesbefehl (Nr 110) führt der Ältestenrat aus, dass "diese Weisung das Ghetto vor ungeheure Schwierigkeiten" stelle, weil die Gefahr bestehe, "Zerreissungen von Familien nicht mehr verhindern zu können." Deshalb müsse für die Transporte ab dem 28. April damit gerechnet werden, dass auch die Eltern von Angestellten der Ghettoverwaltung bzw. die Eltern von Spezialisten und Fachkräften,^ wie auch jene, die aus nicht näher genannten Gründen von der Deportation bisher verschont geblieben seien, "ausgesiedelt" würden. In einem Sondertagesbefehl vom 27. April heißt es weiter, dass Leute über 67 nicht deportiert sondern durch jüngere ersetzt würden. Außerdem wurden die maßgeblichen Transportnummern für die bereits eingegangenen Züge seit dem Spätherbst 1941 bekannt gegeben, aus denen die Ghettoverwaltung Juden zum Weitertransport bestimmt hatte bzw. die Nummern der gerade eingehenden Züge, deren Juden erst gar nicht ins Ghetto kamen sondern in der "Schleuse" auf ihren Weitertransport warteten. Die Deportationsliste wurde erst am Nachmittag des 27. April abgeschlossen. Die Betroffenen wurden in den darauffolgenden Stunden benachrichtigt. Der Transport verließ Theresienstadt am 28. April.
Gonda Redlich, der im Dezember 1941 nach Theresienstadt deportiert worden war, und vom Ältestenrat zur Leitung der Kinder- und Jugendabteilung bestimmt wurde, hatte auch die undankbare Aufgabe, Leute im Ghetto zu selektieren. Er notierte am 28. April in sein Tagebuch, dass er gezwungen war, zwei Schwestern, die bei ihm als Büroangestellte arbeiteten, auf den Transport Ar zu schicken. Dabei gibt er seinen Schuldgefühlen Ausdruck: "Mir ist klar geworden, dass der Mensch es lernt, sich an Vieles zu gewöhnen: Schlafmangel, Rastlosigkeit und eine Arbeit (...), die den Andern nur Tod und Unheil bringt."
Eva Roubíčková aus Saaz, Sudeten, die am 17. Dezember 1941 nach Theresienstadt deportiert worden war, hält am 28. April in ihrem Tagebuch fest: "Wieder die ganze Nacht Einberufungen. Die ganze Nacht nicht geschlafen, gewartet, was mit Gi los ist. Eine grauenhafte Nacht. Um sechs Uhr mußten alle gestellt sein, um sieben Uhr kam eine Karte von Gi, er musste mit". "Gi" war ihr Großonkel, Arnost Wolf, geboren am 3. August 1891. Auf dem Transport Ar hatte er die Nummer 735. Er wurde wie fast alle, die mit diesem Transport nach Zamość deportiert wurden, ermordet....