Transport Aa von Theresienstadt, Getto, Tschechoslowakei nach Izbica, Krasnystaw, Lublin, Polen am 11/03/1942

Die Transportbefehle wurden von der Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Prag an den Kommandanten des Ghetto Theresienstadt (Terezín), Siegfried Seidl gegeben, der sie an den jüdischen Ältestenrat des Ghettos weiterreichte. Die jüdische Selbstverwaltung gab diesen Transport im Tagesbefehl Nr. 67 vom 5. März 1942 bekannt: Am 11. März werde ein Transport mit 1.000 Personen "nach Osten" abgehen. Dies wird von Egon (Gonda) Redlich, Leiter der Kinder- und Jugendfürsorge im Ghetto bestätigt, der am 6. März in sein Ghettotagebuch schrieb: "Eine neue Transportliste wurde heute erstellt [...] der Transport nach Osten wird um 11 Uhr abfahren." Bestimmte Gruppen konnten bis zum 7. März, 18 Uhr eine Rückstellung vom Transport beantragen ("Reklamationsrecht") – darunter Familienangehörige, die sonst auseinandergerissen würden, Juden über 65 Jahren, Veteranen des Ersten Weltkriegs, Juden, die mit Nicht-Juden verheiratet waren oder eine ausländische Staatsbürgerschaft besaßen. Der Ältestenrat musste über die Ausnahmen vom Transport entscheiden, wie Redlich am 8. März in seinem Tagebuch notierte: "Jeden Tag versuchen wir mit administrativen Mitteln, Kinder aus dem Transport zu nehmen [...]. Wir haben bis Mitternacht gearbeitet." Am 8. März wurden die endgültigen Transportbenachrichtigungen an die betroffenen Juden ausgehändigt. Mit dieser Deportation wurden vor allem arbeitsfähige Männer und Frauen verschleppt, darunter eine Gruppe von weiblichen Häftlingen, die kollektiv dafür bestraft wurde, dass ein Päckchen in ihr Zimmer geschmuggelt worden war. Der Transport mit der Bezeichnung "Aa" verließ Theresienstadt am 11. März 1942. Es war die dritte Deportation aus dem Ghetto und die erste mit dem Ziel Generalgouvernement (Distrikt Lublin). An Bord befanden sich mindestens 1.003 Theresienstädter Häftlinge – 597 Männer, 387 Frauen und 19 Kinder. Das Ziel des Transports war das Transitghetto Izbica, südöstlich von Lublin. Jeder zum Transport bestimmte Häftling musste sich mit seinem/ihrem Gepäck in der Quarantäne-Station, der sogenannten Schleuse im Hof der Aussiger Kaserne melden. Am Transporttag marschierten die Häftlinge oder wurden mit LKW zur Bahnstation Bohusovice (Bauschowitz) gefahren, etwa 3 km außerhalb des Ghettos gelegen, wo sie in die bereits wartenden Zugwaggons gezwängt wurden. Redlichs Tagebuch vom 11. März zufolge, "[...] meldete sich eine Mutter freiwillig für den Transport, weil sie dachte, ihr Sohn sei im Zug. Morgens am Bahnhof musste sie feststellen, dass ihr Sohn gar nicht an Bord war." In dem gleichen Tagebucheintrag hielt Redlich fest, es sei nicht möglich gewesen, dass der Transport, wie von den Deutschen befohlen, innerhalb weniger Stunden abfuhr. Die Verzögerung hatte wahrscheinlich die Ghetto-SS selbst verursacht, für Seidl und seinen Mitarbeiterstab war dies jedoch eine weitere Gelegenheit, ihre Wut an den Juden auszulassen. Anzunehmen ist, dass der Zug zuerst nördlich nach Dresden fuhr und dann Richtung Osten über Breslau (Wroclaw), Posen (Poznan) und Lublin, bis er in Izbica zum Halt kam, wahrscheinlich zwei Tage nach Abfahrt, am 13. März. In Izbica wurden die Deportierten in den Behausungen der lokalen Juden untergebracht, die man zuvor ermordet hatte, um Platz für die neu eintreffenden Juden zu machen. Viele der Deportierten starben in Izbica aufgrund von Unterernährung oder Krankheiten oder wurden direkt ermordet. Die meisten von ihnen wurden jedoch kurz nach ihrer Ankunft im Transitghetto weitertransportiert, wahrscheinlich in das Vernichtungslager Belzec ("Operation Reinhard"), das Mitte März 1942 in Betrieb genommen wurde. Hier wurden sie sofort vergast. Wir wissen von nur sieben Personen dieser Deportation, die den Holocaust überlebt haben.